Silent Storm

Da Jagged Alliance nicht mehr weiter entwickelt wird und die Nachfolger sich als eher Lau entpuppten möchte ich an der stelle Silent Storm besprechen, eine Alternative wenn man das Genre mag: Auch Silent Storm ist rundenbasiert. Auch hier gilt es eine Truppe zusammenzustellen aus verschiedenen Personen und verschiedenen Persönlichkeiten.

Silent Storm spielt zur Zeit des zweiten Weltkriegs. An den Waffen ändert das nicht viel. Auch hier gibt es Pistolen, Gewehre, Maschinenpistolen und Maschinengewehre, dazu Granaten und Panzerfäuste.

Vor- und Nachteile

Die Grafikengine ist von Silent Storm weitaus besser. Die Figuren sind naturalistischer, man kann die Perspektive verschieben, von senkrecht nach oben bis auf Höhe des Soldaten. Es stehen mehrere Zoomlevel zur Verfügung,, man kann die Ansicht drehen. Gebäude haben mehrere Stockwerke und auch Untergeschosse.

Die Deckung ist besser, aber auch realistischer. Bei JA 2 konnte man hinter einer Mauer nicht getroffen werden, außer von einem Panzer. Bei Silent Storm kann man mit Maschinenpistolen problemlos Türen zu Kleinholz verwandeln und mit einem Maschinengewehr auch Wände durchschießen. Bäume verlieren beim Beschuss Blätter und man sieht die Personen. am kann aber auch nur nach Gehör schießen. Das alles sind Punkte die mir sehr gut gefallen haben. Der Kampf ist damit deutlich komplexer, Taktiken sind weitaus mehr gefordert. Die Schwierigkeits erhöhung geschieht nicht durch immer mehr Feinde, sondern durch intelligentere Feinde.

Auch gibt es mehr Spezialisierungen: Scharfschütze, Soldat, Scout, Techniker, Arzt. Den tieferen Sinn des Technikers habe ich nicht verstanden. Er kann eigentlich nur Minen und Fallen entschärfen und er scheitert auch in oberen Leveln oft daran. Dann bekommt man die Koste einfach mit einer Maschinengewehrgarbe auf. Waffen müssen nicht repartiert werden. Ebenso gibt es für die Waffen der eigenen Seite immer genug Munition, nur bei Beutewaffen muss man Magazine sammeln. Andere Ausrüstung wie Schutzbekleidung gibt es nicht und zusammenbasteln muss man auch nichts.

Die Begabung kann man dann durch Punkte die man bei jedem Aufstieg bekommt noch weiter ausbauen.

Im generellen Gameplay finde ich Silent Storm nicht so toll wie Jagged Alliance 2. So gibt es eine Kampagne mit im wesentlichen linearen Ablauf. Ein gelöstes Szenario schaltet das nächste frei. Dazwischen gibt es mehr oder weniger "zufällige" Begegnungen mit einigen Soldaten die jedoch nur am Anfang herausfordernd sind. Es fehlt die Freiheit beliebig sich zu bewegen und auch die Gegner machen keine Versuche etwas zurückzuerobern - nun ja erobern muss man in dem Sinne auch nichts, es sind eben Situationen die man lösen muss. Hat man eine Situation nicht gelöst macht es keinen Sinn zurückzukehren, man kann dasselbe Szenario nicht nochmal spielen.

Die meisten Kerneigenschaften kann man auch ohne Feindkontakt steigern. So die Schussfähigkeit oder das Schießen in Salven indem man einfach in die Landschaft ballert. werfen durch mehrfaches Werfen eines Wurfmessers und Nahkampf durch in die Luft schlagen. Ebenso können Soldaten kritisch verletzt sein, doch bei Szenarioende sind alle geheilt, bei ganz schweren Verletzungen geht man schnell ins Hospital. Dauerhafte Einbußen an Fähigkeiten gibt es nicht.

Etwas besonders sind "Panzerkleins", das sind Anzüge die einen in einen Roboter verwandeln mit einer enormen Beschussfestigkeit, die einen aber auch träge machen und das Gesichtsfeld einschränken. Ich fand es schwer Gegner mit den Anzügen auszuschalten aber auch sehr herausfordernd. Selbst habe ich sie nicht eingesetzt, obwohl man welche erbeuten kann. Ich finde dann macht es einfach nicht so viel Spaß als wie wenn man durch die Gegend schleichen muss.

Nervig sind die Aussprüche der Söldner. Sie sind weder so witzig wie bei Jagged Alliance noch findet man so viele unterschiedliche Stimmen. Vor allem werden sie nervig weil sie viel zu häufig sind. Genauso nervig sind die letzten Sprüche der Feinde bevor diese sterben. Auch diese sind die immer gleichen.

Zu den Söldnern selbst: Es ist immer ein Team von 6 Personen. Da sich die Söldner im Team schneller steigern als die Söldner die zur Auswahl stehen macht es keinen Sinn später die Söldner auszutauschen. Auch spielt Geld keine Rolle. Es gibt überhaupt kein Geld im Spiel.

Silent Storm Sentinels

2005 erschien das Addon Silent Storm Sentinels. Das Spielschema ist das gleiche, jedoch nun realistischer. So beginnt man alleine und muss erst einige Aufträge erfüllen bevor man nach und nach andere Crewmitglieder rekrutieren kann. Dazu braucht man nun Geld das man durch Belohnungen für Aufträge erhält aber auch verkaufte Waffen die man erbeutet hat (wie bei Jagged Alliance verkauft man zum Schleuderpreis - weniger als ein Drittel des Verkaufspreises bekommt man für die Ware. Ebenso müssen nun Waffen repariert werden (kostet auch Geld) und können versagen. Munition und Waffen müssen auch bezahlt werden (zumindest Munition stand in Silent Storm umsonst in unerschöpflicher Menge zur Verfügung).

Ebenso kann man nun auf bestimmte Körperteile zielen, das war bisher nicht möglich, lohnt sich aber erst wenn man schon gut im Zielen ist. Das Trainieren durch Herumlaufen und Schießen bzw. in die Luft hauen funktioniert nun auch nicht mehr, man kann aber seine Fähigkeiten durch Geld steigern. Allerdings ist das immer knapp. Es gibt ja keine dauerhafte Einnahmequelle wie die Minen.

Insgesamt ist Silent Storm Sentinels eine gelungene Erweiterung die den Schwierigkeitsgrad und Realismus deutlich anhebt. Sie ist aber auch deutlich instabiler: die Steamversion stürzt bei mir bei jedem zweiten Start schon nach wenigen Minuten ab, und zwar so gründlich das nur Ausschalten des Rechners hilft. Man sollte daher alle anderen Programme die offen sind vorher schließen.

Fazit

Silent Storm mit Jagged Alliance zu vergleichen ist Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Es sind beides rundenbasierte Strategiespiele bei denen man eine Truppe aus einzelnen Charakteren führen muss - dann hören die gemeinsamen Dinge schon auf. Silent Storm stellt andere Anforderungen an den Spieler, hat eine gefälligere Grafik und ist geradliniger. Dafür fehlt die Komplexheit und die Subquests, die Strategie außerhalb des Sektors, das heißt wie man eben Arulco erobert und auf Gegenangriffe oder Überraschungen reagiert. Silent Storm ist kein schlechteres Spiel, es ist nur ein anderes spiel mit anderen Schwerpunkten.

Silent Storm wurde im November 2003 veröffentlicht und hat wie viele alte Spiele das Problem das es unter neueren Windows Versionen nicht mehr läuft.

Ich habe Silent Storm zuerst gebraucht als CD-Version gekauft. Diese Version lief unter Windows 10 nicht. beim Start wurde jedes Mal ein Grafikkartenfehler gemeldet. Das gleiche Ergebnis hatte ich beim Installieren in einer virtuellen Maschine (VirtualBox unter Windows XP). Auch das Einspielen von Patches hilft nichts. Es gibt in der Readme eine lange Liste von unterstützten Grafikkarten, nur stecken die eben weder in der virtuellen Maschine noch im PC (genauer gesagt mein PC hat gar keine dezidierte Grafikkarte sondern nutzt die Intel HD-Grafik des Chipsatzes).

Ich habe mir dann bei G2A für wenige Euro einen Steam Key gekauft und diesen bei Steam freigeschaltet. Das hat nicht nur funktioniert, sondern war auch billiger als die gebrauchte CD. Die Steam version ist gepatcht und läuft unter Windows 10. Ich kann jedem nur raten diesen weg zu gehen.