Jagged Alliance 2

Jagged Alliance 3

Als alter Jagged Alliance Fan bin ich ja schon einiges gewohnt. Seit SirTech 1999 Jagged Alliance 2 herausbracht versuchten sich mehrere Spielschmieden an dem Titel. Ich habe Jagged Alliance Online, Jagged Alliance Flashback und Rage gespielt. Von Back to Action habe ich die Finger gelassen, weil es nicht rundenbasiert ist. Keiner dieser Titel kam auch nur annähernd an das Original heran. Meist nutzte man den Titel und einige AIM Söldner um dann doch ein eigenes Spiel das mit Jagged Alliance nur wenig zu tun hat, zu kreieren.

Ein würdiger Nachfolger

Jagged Alliance 3 finde ich ist der erste würdige Nachfolger, den ich spielen konnte. Wie beim ersten Kontakt wie mit Ja 2, habe ich erst mal einige Tage gespielt. Das war bei allen Vorgängern anders. Ich habe rund 79 Stunden fürs Durchspielen gebraucht, ich erobere aber auch alle Sektoren, auch wenn sie zurückerobert wurden. Es geht wahrscheinlich schneller. Alle Bemerkungen beziehen sich auf die Version 1.5. Ich habe mir das Spiel erst über Jahr nach Veröffentlichung zugelegt, weil ich bis dahin nur einen Rechner mit Onboard Grafik (Icore I5-12400) hatte. Ein neues spielfähiges Notebook brachte mich dazu es mal zu probieren. Um eines vorwegzunehmen: man kann JA3 auch mit Onboard Grafik eines aktuellen Rechners spielen. Das meiste spielt sich in der Übersichtskarte ab und die bessere Grafik bemerke ich, nur wenn in die Ich-Perspektive umgeschaltet wird, was bei Scharfschützenoperationen automatisch passiert. Dann sind die Animationen flüssiger und die Figuren detailreicher. Aber darauf kann man verzichten.

Ja3 führt die Story von Ja 2 fort, wir schreiben das Jahr 2001 und nun geht es in Grand Chen darum, den Präsidenten zu befreien, der natürlich im entferntesten Sektor gefangen gehalten wird. Aber das Spiel ist komplexer als Ja 2. Es gibt viel mehr Subquests, die wenn man sie alle lösen will zu viel Rennerei frühen (Oder man aktiviert den Cheats Menu Mod, dann hat man eine Teleport Funktion). Es gibt auch Überraschungen. Nach einiger Zeit wenn alles gut läuft, wird ein Flüchtlingslager mit Senfgas beschossen und man macht uns (AIM) dafür verantwortlich. Schon eroberte Dörfer fallen von einem ab oder werden von Soldaten – einer neuen Partei, die nun auftaucht, überrannt, selbst wenn man Milizen ausgebildet hat. Man muss alles Rückerobern und auch sich mit der Auftraggeberin Corazon Santiago auseinandersetzen, die sich in einem unterirdischen Bunker in H4 verschanzt und mit dem Major – dem Endgegner zusammengearbeitet.

Es gibt einige der alten AIM Söldner, aber nicht alle. Dafür neue Söldner, vorwiegend aus Russland. Die Übersichtskarte in der Taktikansicht ist diesmal auch drehbar. Man kann auch zoomen, aber die Kamera nicht in der Höhe verschieben, schaut also immer von schräg oben. Eine zweite Kamera in Ich-Perspektive hätte ich schön gefunden. Alle zu untersuchenden Dinge werden gelb und mit einem Icon hervorgehoben. Das ist zwar zum einen toll, weil es einem das Absuchen mit dem Hand-Cursor erspart, aber die Steuerung ist fizelig. Nur an einem kleinen nur wenige Pixel großen Teil reagiert sie auf die Anweisung eine Aktion durchzuführen, ansonsten wandert man dorthin, sehr verhängnisvoll, wenn es um das Entschärfen von Tretminen geht.

Neues und Altes

Es gibt wieder Bobbys Rays und Waffen. Gottseidank gibt es nicht so viele Waffen wie in einigen JA 2 Mods. Ich habe zumindest am Anfang Bobbys Rays oft gebraucht weil ich nicht genügt Munition im ersten Teil des Spiels bei den Gegnern fand. Hinweis: anstatt alle Gegner zu plündern kann man auch in die Operationsansicht umschalten und auf „I“ drücken. Ebenso kann man sie modifizieren, sogar noch mehr als in Ja 2. Aber das ist schlecht durchdacht. Man braucht dafür Bauteile aus Schrott. Das System ist aber völlig unausgewogen. Ein Ak-47 liefert 10 Schrottteile, ein einfaches Zweibein erfordert aber 60 Teile und man kann ein Teil nicht wieder von einem Gewehr entfernen und an ein anderes setzen. Selbst wenn die Waffe verschrottet bekommt man pro Erweiterung 1 Schrottteil und nicht die verbauten 60. Das sollte noch nachgebessert werden.

Auch bei den Eigenschaften „Vorteile“ genannt gibt es viel mehr als früher. Sie alle zu setzen ist normal im Spiel nicht möglich, weil es 109 Vorteile sind und pro Stufenaufstieg nur einer gewählt werden. Einige „Vorteile“ wie „Psycho“ oder „Gauner“ kann man auch bei Interaktionen mit Personen bekommen.

Anspruchsvoll ist auch das Gameplay. Bei Jagged Alliance 2 konnte man relativ schnell die Drassen Mine erobern und dann war die finanzielle Versorgung erst mal gesichert. Das ist bei der Neuauflage anders. Man fängt auf einer kleinen Insel an, deren acht Sektoren missen zuerst befreit werden, dabei sind die Gegner gut ausgerüstet. Erst dann kann man ans Festland übersiedeln. Aber auch dann liefert die erste erreichbare Mine wenig Ertrag (3.750 $/Tag im Basismodus – so kann man maximal 52.000 Dollar in 14 Tagen ausgeben) Man kann und sollte sich das Einkommen aufbessern, indem man Diamentenlieferungen über den Seeweg abfängt und dazu muss man die Häfen erobern. Insgesamt gibt es 256 Sektoren also doppelt so viele wie bei Jagged Alliance 2, davon auch mehr besuchbar.

An die neuen Stimmen (alle in Englisch) musste ich mich erst gewöhnen. Sie sagen aber im Prinzip dasselbe wie bei Ja 2. Manchmal kommt es auch zur selbstständigen Unterhaltung zwischen zwei Söldnern. Allerdings ist alles in Englisch, nur die gleichzeitig auf dem Bildschirm sichtbaren Texte sind in Deutsch. Was mir nicht so gefällt, ist das einige weibliche Söldner leicht bekleidet sind. So würde man wohl nicht im Urwald herumlaufen. Selbst wenn sie Tarnanzüge anhaben sieht man sie in der Kampfszene immer in den Kleidern in denen sie angestellt wurden. Es gibt aber einen Mod der das beseitigt.

Bei den Eigenschaften sind diesmal Führungsqualität und Sprengstoff wichtiger als in Jagged Alliance 2. Dort war es so das man es mit Minen erst im Endkampf um Meduna zu tun hatte. In Ja 3 gibt es viele Tretminen und Sprengstofffallen. Ebenso kann man viel mehr Milizen ausbilden und es gibt viele Kontakte, bei denen die Führungsqualität wichtig ist. Nach wie vor braucht man noch einen Arzt und einen Techniker pro Trupp. Anheuern kann man maximal 15 AIM-Söldner. Dazu kommt noch der IMP Charakter und ich konnte in einem Spiel Larry Roachburn rekrutieren. In einem zweiten Spiel starb er an einer eigenen Tretmine.

Schön ist auch, dass man die Schwierigkeit fein einstellen kann. Ich finde schon den ersten Modus herausfordernd genug. Neben der Stufe, kann man einstellen wie knapp das Geld ist oder ob Söldner wirklich tot sind (in Rage sind sie zum Beispiel maximal bewusstlos).

Mods

Jagged Alliance 3 kann man erweitern. Während das bei Ja 2 eigens programmierte Spiele sind kann man die Mods über einen Mod-Manager aktivieren. Zum Installieren besucht man am besten die Seite https://steamcommunity.com/app/1084160/workshop/

Dort auf „Abonnieren“ klicken und man hat den Mod auf dem Rechner, aber noch nicht im Spiel aktiviert. Das macht man im Mod Manager. Ich habe mir einige Söldner so zugelegt die in Ja 2 da waren aber nicht in Ja 3. Ich rate mal die Mods von „key“ anzusehen. Sie sehen weitestgehend wie die Ja 2 aus und sind auch gut gemacht, haben also eigene Stimmen und eigene Texte, während andere dies einfach kopieren und die Söldner dann einfach das wiedergeben, was schon verfügbare Originale zu sagen haben.

Einen Mod-Söldner, den ich uneingeschränkt empfehlen kann ist Valentina Blueberry Vasilyeva. Das ist ein Supersöldner mit Stufe 10 und allen Werten auf „100“ und 49 Vorteilen. Sie kommt mit viel Ausrüstung und will nur 110 Dollar für 14 Tage.

Wenn einem das Spiel zu schwer ist, der kann einen Cheat-Mod nutzen. Ich habe zwei getestet. Regelmäßig einsetzen tue ich den Merc Ingame Editor einsetzen. Er erlaubt es die Eigenschaften der MERC zu verändern, also die Basiseigenschaften wie Gesundheit, Treffsicherheit, Führungsqualität etc...) sowie die Vorteile. Damit kann man Nullen zu Supersöldnern machen und was auch nicht zu verachten ist, das Honorar auf 10 Dollar pro Tag heruntersetzen.

Kleiner hinwies zur Benutzung des MECc ingame Editors: man darf keinen IMP-Test machen, denn der Cheat ersetzt diesen. Im Taktsuchen Modus auf F2 drücken dann IMP anklicken und im aktuellen Trupp kann man dann die Werte ändern. Im Operationsmodus funktioniert er nicht.

Der zweite Cheat heißt denn auch Cheats Menu. Damit kann man zwar nicht alle Söldnerwerte verändern aber sonst alles sich z.B. Geld beschaffen, Gottmodus oder einfach nur gute Waffen. Der Mod findet sich als neuer Menüeintrag „Cheats“ im Hauptmenü.

Schön finde ich auch, dass Spiel sehr häufig alleine speichert – vor jedem Zug aber auch bei jedem Sektoreintritt und Kampfbeginn und -ende. Man muss eigentlich selbst nicht mehr speichern und kann einfach mit „Fortfahren“ weitermachen. Das ist von Vorteil, wenn das Spiel abstürzt. Hier unterscheidet es sich bei meinem Bürorechner und Laptop. Während bei letztem – mit einem frisch installierten Windows und wenigen installierten Programmen das Spiel problemlos läuft, stürzt es auf dem Bürorechner, bei dem seit Windows 7 das Windows immer upgradet wurde und natürlich viele Programme installiert sind, öfters ab, meist aber nach kurzer Spielzeit. Wenn es erst mal etwa eine halbe bis eine Stunde läuft, dann stürzt es nicht mehr ab.

Umgewöhnen muss man sich bei den Tasten. Warum hätte man nicht die von Ja 2 übernehmen können? Anstatt „c“ muss ich „z“ fürs Aufstehen drücken. Auch die Bewegung ist seltsam gelöst. Im Operationsmenü bewegt man sich mit linkem Mausklick, in der Taktik mit rechtem Mausklick. Hier die Tasten des Spiels. Sie stehen auch in der Hilfe, doch so kann man sie sich ausdrucken und vor die Tastatur legen:

Fazit

Jagged Alliance ist der erste würdige Nachfolger von Jagged Alliance 2, denn ich spielen konnte. Vieles ist neu, vieles ist auch besser gemacht, so kann man die Lieferung von Bobbys Rays an viel mehr Orte liefern lassen, die dann auch nicht so weit vom eigenen Standort weg sind. Es macht viel pass und man kann es wie Ja 2 immer wieder spielen, ohne das sich alles wiederholt, da es auch zufällige Elemente gibt.